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Die ganze Welt formt die Dörfer

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Bei der 27. Ausgabe von twenty.twenty ging es um die Frage, wie das Internet Relationen verschiebt und was das für Politik, Wirtschaft und Raumplanung bedeutet. Es wurden Ideen und Ansätze diskutiert, wie der Austausch zwischen Dörfern und Städten intensiviert werden kann. Offene Räume wie etwa die OTELOs (Offene Technologielabore) sind in diesem Prozess Keimzellen für die Entwicklung neuer und resilienter Formen des Arbeitens, Wirtschaftens und des kulturellen Austauschs. Die Diskussionsreihe twenty.twenty, die von A1 und The Gap mit Unterstützung des Instituts für Journalismus & Medienmanagement der FHWien organisiert wird, fand in dieser Form zum letzten Mal statt. Sie wird allerdings mit geänderter Ausrichtung weitergeführt.

Martin Hollinetz, Paul Brandstätter und Franz Nahrada


Martin Hollinetz, einer der Mitgründer von OTELO zeigte in seiner Keynote sehr anschaulich, wie eine lustvolle Beschäftigung mit Technologie, die er in einem sehr weiten Sinn versteht, den persönlichen Zugang zur Welt verändern kann und oft auch in konkreten Projekten mündet, die die Lebensqualität im Umfeld der OTELOs verbessert und manchmal sogar die Grundlage für neue Unternehmen oder individuelles Einkommen bildet. An den mittlerweile 15 OTELO-Standorten in Österreich gilt ein einfaches Prinzip: Die jeweilige Gemeinde stellt einen Raum zur Verfügung, der allen offensteht, die gemeinsam an Ideen arbeiten wollen. Im Vordergrund steht die kreative Auseinandersetzung mit Technologie – vom 3D-Druck über Elektronikbasteleien bis zur Gestaltung von Radio- und TV-Beiträgen – und mit allgemeinen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Fragestellungen. Hollinetz: „Wir üben uns in einer Art schöpferischer Zerstörung. Wir zerlegen viel, wir reparieren viel und wir schaffen viel Neues.“ Es gehe dabei um die Entwicklung eines Verständnisses für Funktionsweisen und Prozesse, um daraus Innovationen ableiten zu können. „Wir suchen uns die weichen Stellen im System. Menschen, die Veränderungswillen haben, können diese Spielräume nutzen, um es zu verbessern.“
Online Shopping bei lokalen Anbietern

Ähnliche Überlegungen haben zur Entwicklung des shopcourier von Veloce geführt. Paul Brandstätter, Geschäftsführer und Gründer von Veloce setzt damit dem herkömmlichen Online-Handel, der von großen, internationalen Anbietern dominiert wird, ein Konzept entgegen, von dem lokale Shops profitieren und das auch ökologisch verträglich ist. Wer online bestellt, erhält die gewünschten Produkte aus dem Shop in der Nähe und die Produkte werden mit dem einer gemischten Flotte vom Fahrrad bis zum klein-LKW zugestellt. Mit E-Cargo-Bikes werden Waren bis zu 100 Kilogramm transportiert. Veloce liefert damit ein gutes Beispiel, wie Technologie zu einer Dezentralisierung beitragen kann, die ökologisch verträglich ist und die lokale Wertschöpfung steigert. „Wir bieten das Service heute in Wien, Linz, Salzburg, Graz, Klagenfurt an und werden es auf weitere Städte und Regionen ausdehnen“, so Brandstätter.

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Resilienz gewinnt immer mehr an Bedeutung

Letztlich sind Konzepte wie OTELO oder shopcourier Beispiele für eine Entwicklung, wie global verfügbare Technologien und Innovationen zu einer Stärkung kleinräumiger und peripherer Strukturen beitragen können. Für den Soziologen Franz Nahrada, der sich seit vielen Jahren mit Dörfern und digitalen Medien beschäftigt, ist das die Antwort auf viele Herausforderungen unserer Zeit. Dezentralisierung trägt zu besserem sozialen Zusammenhalt und zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung bei. Das globale Internet ist eine wichtige Infrastruktur dafür. Mit breitbandigem Internetzugang am Land können Dörfer genau diejenigen Elemente von Bildung, Wissen und Können “importieren”, die sie brauchen, um ihre Jugend nicht an die Städte zu verlieren – und sie können (und müssen) dabei miteinander und den vorausschauenden Städten zusammenarbeiten. Nahrada wandelte ein afrikanisches Sprichwort ab, dass ein ganzes Dorf für die Erziehung eines Kindes mitverantwortlich sei: „Es braucht die ganze Welt, um ein wirklich lebensfähiges Dorf zu gestalten.“

twenty.twenty im nächsten Jahr

Die Veranstaltungsreihe twenty.twenty gibt es in dieser Form seit 2010. Für 2016 wird gerade ein neues Konzept ausgearbeitet, das Themen rund um die Wechselwirkung von Gesellschaft und Technologie in einer adaptierten Art und Weise behandeln soll.


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